31.03.13 Querung der Breggia-Schlucht: Mendrisio - San Martino - Sagno - Chiasso (Beat) |
Heute, am Ostersonntag, habe ich mich einmal mehr vom Nordföhn in den Tessin locken lassen. Und die weite Reise hat sich gelohnt: Viel Tessiner Sonne, milde Temperaturen, schöne Weitsicht und zahlreiche Frühlingsblüten am Weg.
Bei einer Wanderung von Mendrisio nach Chiasso kommt einem vermutlich zuerst die zugebaute Landschaft entlang von Strasse und Bahnlinie in den Sinn. Bei der Routenplanung bin ich aber auf eindrückliche Bilder aus der nahegelegenen Breggia-Schlucht gestossen (-> Parco delle Gole della Breggia). Darum habe ich schliesslich meine Wanderroute so gelegt, dass ich diese Schlucht queren und einen ersten Einblick erhalten kann. Und ich will mehr davon sehen und bald eine grössere Rundwanderung durch diesen im Jahr 2001 eröffneten, damals ersten Geo-Park der Schweiz unternehmen.
ROUTE: Mendrisio (328m) - Corteglia (426m) - Castel San Pietro - Chiesa Rossa (413m) - Breggia-Schlucht - Morbio Superiore (474m) - Lattecaldo (585m) - San Martino (740m) - Sagno (701m) - Vacallo (381m) - Chiasso (234m)
Weitere Bilder im Picasa-Webalbum:
https://picasaweb.google.com/106092147151904821590/MendrisioChiasso310313
Route dargestellt auf swisstopo mit http://map.schweizmobil.ch:
Streckenlänge ca. 15 km; 650 m aufwärts, 750 m abwärts:
Gegen 10:30 beginne ich die Wanderung beim Bahnhof Mendrisio, eineinviertel Stunden später überquere ich unten in der Schlucht die Breggia, um 13 Uhr erreiche ich die Kapelle San Martino auf dem heute höchsten Wegpunkt (740 m.ü.M.). Anschliessend folgt der 500-Meter-Abstieg nach Chiasso, wo ich um 14:30 ankommen werde.
Nach der Anfahrt aus dem ungemütlichen Winter-Ostersonntag auf der Alpennordseite erfreuen die blühenden Bäume in den Tessiner Vorgärten Augen, Herz und Seele:
Blick über die Ostflanke zum Gipfel des Monte Generoso:
Vergrösserter Auschnitt aus obigem Bild mit dem Generoso-Gipfel, zu dem wir im Frühling 2012 mit der Zahnradbahn hochgefahren und anschliessend nach Mendrisio abgestiegen sind:
Siehe FF-Blog 21.04.12 / Mit der Zahnradbahn auf den Monte Generoso und Abstieg nach Mendrisio
Bald verlasse ich das städtische Gebiet von Mendrisio und wandere durch schönes Rebgelände:
Falls sich auf der Wanderung durch diese Weinkulturen die durstigen Schuhsohlen verabschieden, was vorkommen soll, stehen Ersatzschuhe bereit:
Für die Friedhof-Liebhaber Daniel und Martha entdeckt: Schöne "Ruhestätte" bei Castel San Pietro.
Zoomblick in Richtung Chiasso:
Der "Autobahn-Tausensfüssler" befindet sich in Ponte Chiasso (d.h. jenseits der Grenze auf italienischem Gebiet).
Fahrzeugbrand auf der Autobahnbrücke?
Dieser Nah-Blick ist wohltuender als obiger Weit-Blick:
Aus dem Innern der Chiesa di Sant'Eusebio in Castel San Pietro dringen die Orgelklänge des Ostergottesdienstes:
Panoramblick vor der Chiesa di Sant'Eusebio nach Süden; in der Bildmitte das Häusermeer von Chiasso:
In Castel San Pietro wähle ich den Weg zur "Chiesa Rossa" und anschliessend hinunter in die Breggia-Schlucht im "Parco delle Gole della Breggia":
Die wanderland.ch-Routen 52 / Sentiero Lago di Lugano und 7 / ViaGottardo führen ebenfalls hier durch:
- Route 52 mit Etappe 9 / Riva S. Vitale (M. Generoso) - Mendrisio
- Route 7 mit Etappe 20 / Mendrisio - Chiasso
Die eigenartig turmlose Chiesa Rossa hat eine traurige Vergangenheit:
Hinter der Kirche fällt das Gelände senkrecht in die Schlucht der Breggia. Auf dem Hügel rechts aussen liegt San Martino, wohin ich später aufsteigen werde.
Weihnachten 1390.
Mehr als hundert Tote liegen vor der roten Kirche von Castel San Pietro. Es ist das vorläufige Ende einer Familienfehde zwischen Anhängern des Papstes und Gefolgsmännern des Kaisers. Und das alles nur, weil sich Lavinia – «ein Kind von seltener Schönheit», wie die Überlieferung besagt – verliebt hatte: Ein Sohn aus dem anderen Lager, jenem des Kaisers, wollte sie heiraten.
«Das war eine echte Romeo und Julia-Geschichte», bemerkt Fremdenführerin Edda Vanini, während sie den riesigen Bartschlüssel in die Holztür jener Kirche steckt, wo das Gemetzel einst stattgefunden hat. Die ehemalige Lehrerin ist auch die Präsidentin des Vereins «Amici del Parco Breggia», der die Stiftung des Parks tatkräftig unterstützt. Ende der 90er Jahre hatten sie damit begonnen, die Breggia-Schlucht mit Wanderwegen, Brücken und Schautafeln (auch in Deutsch) zu versehen – 2001 konnte dann der erste Geopark der Schweiz eröffnet werden.
Quelle: http://www.selezione.ch/breggia-schlucht.htm
Abstieg zur Breggia:
Der Holzsteg bei "Punt dal Farügin" / "Ponte del Farügin" überquert die Breggia:
Die Zeitschrift "Beobachter" hat eine Rundwanderung durch die Breggia-Schlucht vorgeschlagen.
Siehe Beobachter 4/11: Unterwegs im Tal der Breggia / Aufgeschichtete Vergangenheit
Der untenstehende Kartenausschnitt links stammt aus dem Beobachter-Artikel. Blau eingezeichnet ist mein Weg durch die Schlucht zwischen Castel San Pietro / Chiesa Rossa (unten über den Holzsteg) und mit anschliessendem Aufstieg nach Morbio Superiore:
Schluchtabwärts ist das stillgelegte Zementwerk zu erkennen:
Tiefblick vom Holzsteg in die tosende Breggia:
Der Fluss Breggia fliesst unterhalb des Monte Generoso aus dem Valle di Muggio, durchquert diese Schlucht, anschliessend kanal-gezähmt die Stadt Chiasso und mündet zwischen Cernobbio und Como in den Comersee.
Ein Stück flussaufwärts liegt .....
...... ein Rastplatz mit weiteren Infotafeln und faszinierenden Tiefblicken in die Schlucht:
Nochmals etwas weiter flussaufwärts mache ich einen Abstecher zu diesen Mauerruinen (vielleicht einer alten Mühle?):
Osterwanderung durch die Breggia-Schlucht (eine Schluchtwanderung ist natürlich vor allem an heissen Tessiner Sommertagen eine angenehme Angelegenheit):
Über diese Steinbrücke könnte ich zurück nach Castel San Pietro aufsteigen. Ich kehre hier allerdings wieder um und schlage den Weg nach Morbio Superiore ein:
Ich habe die Breggia-Schlucht heute nur auf dem kurzen Stück zwischen dem Holzsteg "Punt dal Farügin" und der Steinbrücke (Bild oben) kennen gelernt:
Auf der anderen Seite der Schlucht werfe ich einen Blick zurück auf die absturzgefährdete "Chiesa Rossa", an welcher ich zuvor vorbeigekommen bin:
Aus dem oben erwähnten "Beobachter"-Artikel:
Und dann, nicht zu übersehen, steht das «Monster» da, inmitten einer unwirklich anmutenden Mondlandschaft: die alte Zementfabrik. Ab den sechziger Jahren wurde hier im Tag- und Untertagbau der Kalkstein für die Zementproduktion abgebaut. Das ging so lange, bis die «Chiesa Rossa» oben bei Castel San Pietro abzurutschen drohte.
2003 hat der Zementkonzern Holcim die Bausünde endlich stillgelegt, jedoch nicht vollständig abgebrochen. Die noch vorhandenen Bauten, darunter der Ofenturm und der Stollen, werden derzeit in einen zwei Kilometer langen didaktischen Rundweg integriert, «um die Herstellung von Zement zu demonstrieren», erklärt Edda Vanini.
Diesen stechenden Honigsammlerinnen nähere ich mich nur noch in zoomender Art und Weise:
Hier oben sind wieder schöne Weitblicke möglich:
Bei der Kirchturmuhr in Morbio Superiore hat in der vergangenen Nacht die Umstellung auf die Sommerzeit offenbar geklappt: Die Zeiger stehen (richtig) auf 12:25.
Das Dorf Caneggio im Valle di Muggio:
Es folgt der 150-Meter-Aufstieg zur Kuppe "San Martino":
Die aussichtsreiche Hügelkuppe San Martino ist mit 740 m.ü.M. der höchste Punkt der heutigen Wanderung:
Das Seeende des Lago di Como mit der Stadt Como, links mündet die Breggia in den Comersee:
Zoomblick auf Chiasso:
Die Ostereiersuche (auf dem späteren Weg zum Bahnhof) könnte nach diesem Vogelblick (und der Eiergrösse) vermutlich erfolgreich sein:
Im Norden die Dörfer im Valle di Muggio, darüber der Monte Generoso:
Abstieg von San Martino (links oben) ins Dorf Sagno:
Falls man die Wanderung hier in Sagno beenden will, steht eine Busverbindung nach Mendrisio zur Verfügung:
Der Abstieg zu Fuss bis zum Bahnhof in Chiasso dauert aber nur etwas mehr als eine Stunde:
Am Horizont sind tatsächlich die "Wolkenkratzer" .......
..... die "Wolkenkratzer" im rund 50 km entfernten Mailand zu erkennen:
Der Nordwind hat die morgendlichen Rauchschwaden über der "Tausenfüssler"-Brücke weggeblasen:
Die angekündigte Ostereiersuche in Chiasso ist erfolgreich:
Nachdem sich die Breggia oben in der Schlucht austoben konnte, wird sie hier unten in Chiasso zu Tode gezähmt (dass einem beinahe "die Tränen kommen"):
Gegen 14:30 erreiche ich den Bahnhof Chiasso .....
.... wo gerade die S-Bahn zurück nach Lugano bereitsteht:
Aus dem Zugfenster werfe ich nochmals einen Blick auf die vorbeiziehende Hügelkuppe San Martino:
Zwei Stunden später, nach dem Gotthard-Tunnel, der Blick durch das Zugfenster (Kommentar überflüssig):
Ich werde dieses überraschend interessante und schöne Gebiet zwischen Mendrisio und Chiasso sicher erneut aufsuchen, z.B. auf einer ausführlicheren Erkundung der Breggia-Schlucht.
Beat
Weitere INFOS:
- gps-tracks.com: Sentiero Smeraldo Balerna - Sagno
- ticino.ch: Sentiero Smeraldo Balerna - Sagno
- my.switzerland.com: Park der Breggia Schluchten
- nzz.ch: Ein Ausflug in die Erdgeschichte
mammut 01.04.13: | Eindrücklich, da möchte ich auch gerne mitkommen. Übrigens: Wie klingt für euch der Ortsname MORBIO INFERIORE? Irgendwie düster und gruselig? |
Martha 01.04.13: | Da kann ich Barbara nur beipflichten wegen dem Ortsnamen. Ich war auch schon mal in der Breggia Schlucht. Bei Lattecaldo haben wir uns jedoch verlaufen. Das war der Grund weshalb ich mir danach ein GPS kaufte. LG Martha |