31.12.08 - 04.01.09 Silvester 2008 in der Medelserhütte (hammerhai) |
Schnee und Sonne pur in den Bündner Bergen
Hallo zusammen,
Um vielleicht noch die letzten Sonnenstrahlen oben bei der Medelserhütte zu erhaschen, nahmen wir den frühstmöglichen Zug nach Curaglia. Das bedeutete, dass Doro, Agnes, Thomas und ich uns zu nachtschlafener Stunde (O-Ton Doro) auf der Passerelle des Bahnhofs in Basel trafen und uns noch ziemlich verdreht kurz darauf im Zug nach Zürich befanden. Wir hatten Glück, denn dieser Zug fuhr durchgehend bis Chur, so dass Thomas in Zürich nur noch Pia und Rosmarie aufgabeln musste und wir nun vollzählig in Richtung Bündnerland unterwegs waren. Inzwischen wurde es langsam Tag. Doch immer noch umgab uns tiefer Nebel (in Basel hatte es sogar noch geregnet...) und wir begannen uns bereits zu fragen, wo eigentlich Herrn Buchelis versprochene Sonne steckte. Dann begann sich kurz nach Sargans die Nebeldecke plötzlich zu heben und wir sahen die von der Morgensonne erleuchteten Schneeberge um uns. Dieser Anblick vertrieb die letzten Schlafläuse und in gehobener Stimmung freuten wir uns auf die bevorstehenden Tage. Kurz vor 11 Uhr erreichten wir Curaglia. Thomas versuchte gestern schon und auch heute wieder das Alpentaxi zu erreichen, welches uns die unteren 300 Höhenmeter hätte abnehmen sollen. Doch vergeblich. Offenbar befand sich dieses im Winterschlaf. Was kein Wunder war. Denn kurz nachdem wir in Curaglia losmarschiert waren wurde uns klar, dass wir ein Rudel kräftige Huskies gebraucht hätten, denn die Strasse hinauf nach Pardatsch lag tief verschneit und als Schlittelpiste präpariert vor uns (Tipp: Sehr gute, sichere Piste. Nicht allzu steil, aber doch genügend Gefälle, dass man schlitteln kann: d.h. auch für Schlitteln mit kleinen Kindern geeignet). Also stapften wir das Strässlein hoch, unter uns der tief verschneite Bach, rund um uns die verschneiten Bäume
und vorbei an prächtigen, zu Eiszapfen gefrohreren Wasserfällen
Bis zur ersten Brücke über den Rein da Plattas konnten wir gut auf der Schlittelpiste bergan steigen. Hier zogen wir die Schneeschuhe an.
Nur noch der Fön war in der Lage die Schlechtwetterfront zurückzuhalten. Dies war auch der Grund weshalb wir uns ohne Kaffeepause gleich an den Aufstieg gemacht hatten: Eine gewaltige unheilverkündigende Wolkenwand stand die ganze Zeit drohend über uns. So stiegen wir in zügigem Tempo bergauf, um möglichst weit zu kommen, bevor der Fön zusammenbrach. Und tatsächlich schafften wir es, bei einigermassen gutem Wetter bis knapp unterhalb der Alp Sura zu kommen.
Doch dann legte es los. Windböen brachen über uns herein und wirbelten Schneepartikel auf, die sich wie Nadeln über unsere wenigen, noch freien Hautflecken hermachten. Zum Glück kannten wir noch von unserer Sommerwanderung her die Hütte, die hinten in der Ebene lag. Ziemlich durchfroren und ko. trafen wir dort ein. Selbstverständlich (?) war alles geschlossen. Doch zum Glück hatte es einen kleinen offenen Unterstand für das Vieh, welches von der Hauptwindrichtung etwas abgewendet lag. Dort erlaubten wir uns eine etwas längere Rast. Doch da die Zeit bereits etwas fortgeschritten war - die 3 Stunden Aufstieg erwiesen sich als absolut illusorisch - machten wir uns alsbald wieder auf den Weg. Unterwegs wurden wir von einem Pärchen mit Tourenskis überholt. Dies war natürlich super, denn jetzt mussten wir uns den Weg nicht mehr durch den tiefen Schnee bahnen, sondern konnten den Spuren der Tourenskier folgen. Eine Weile lang wanderten wir so tief im Tal, dass der Wind uns nicht mehr mit seiner vollen Kraft traf. Doch weiter oben konnte er wieder mit völliger Wucht an uns rütteln. Schlussendlich zeigte es sich, dass es dunkel sein würde, bis wir oben in der Hütte angekommen wären. So wurden Stirnlampen gezückt. Und nach langen Mühen kamen wir erschöpft oben in der Hütte an und wurden herzlich empfangen. Das Nachtessen war köstlich und wir waren froh, die sichere "Herberge" erreicht zu haben und Doro,Rosmarie und Pia sanken schon bald müde in die Federn. Thomas und ich liessen es uns nicht nehmen mit den anderen Gästen auf das neue Jahr anzustossen.
2.Tag:
Am nächsten Morgen staunten wir alle nicht schlecht: Obwohl wir gestern 1300 Höhenmeter zurückgelegt hatten, und es für die meisten von uns die erste Schneeschuhtour in diesem Jahr war, klagte niemand über Muskelkater. So garstig die Wetterhexen gestern über uns hereingebrochen war, so zahm und friedfertig zeigten sie sich heute: Vor uns lag eine absolut unberührte, weisse Pracht in absolut traumhafter Kulisse. Glück pur!
Wir entschieden uns, zu einem Hügelkamm beim Piz Caschleglia zu laufen, um bei dieser tollen Fernsicht den freien Blick von oben auf die Alp Lavaz geniessen zu können. In der Nacht hatte es nur 10 cm geschneit und so waren die Bedingungen für eine Schneeschuhwanderung super. Wir stiegen durch die Flanke unterhalb von Pt.2588
und marschierten zu einer Anhöhe, Pt.2589, weiter. Von hier oben hatten wir einen schönen Überblick auf die Ebene "Encarden" mit Piz Caschleglia (links im Bild) und weiteren Gipfeln. Ab hier konnten wir auf den Spuren von Tourenskifahrern zu der Anhöhe beim Piz Caschleglia weiterlaufen.
Von der Anhöhe, Pt.2671, schauten wir beim Blick nach Westen auf das Nebelmeer über dem Val Plattas und dem Val Medel. Die Fernsicht war fantastisch und reichte bis zum Galenstock und Dammastock (Furkagebiet).
Im Süden schauten wir auf Piz Medel und Piz Uffiern
und im Osten überblickten wir die Alp Lavaz mit Piz Valdraus und Piz Vial (Gipfelgruppe rechts im Bild).
Ein Teil der Gruppe marschierte zurück zur Hütte. Thomas, Pia und ich wollten noch einen Abstecher zu einem "Zipfel" bei Pt.2588 machen, um von da oben
auf die Medelserhütte zu schauen (Die Hütte sieht man auf dem Foto am rechten unteren Bildrand).
Anschliessend machten auch wir uns auf den Rückweg zur Hütte, wo wir vom Hüttenhund Yuma freudig bellend empfangen wurden.
Vom Panoramafenster im Neubauteil schauten wir ins inzwischen nebelfreie Val Plattas und genossen den feinen Hüttenkaffee.
Da der Ofen im Neubauteil der Hütte sich nicht wirklich zum Heizen eignete, wurde nach Sonnenuntergang der Vorhang gezogen und wir versammelten uns im gemütlichen, alten Teil der Hütte und genossen die wohltuende Wärme des alten Specksteinofens.
3.Tag:
Auch am nächsten Tag war das Wetter ein absoluter Traum. An diesem Tag wollten wir die Ebene "Encarden" mit den Seen erkundigen.
Wie am Vortag stiegen wir durch die Flanke unterhalb Pt.2588 und weiter in leichtem Auf und Ab durch die eingeschneite Hügellandschaft zum Lai Encarden, Pt.2518,
wo wir eine ausgiebige Pause machten.
Vom See marschierten wir in Richtung Osten zu einem markanten Hügel, Pt.2528,
von wo wir die Furcola Sura da Lavaz, den Übergang in die Greina, sehen konnten (Sattel in der Bildmitte). Wir planten, morgen diesem Pass einen Besuch abzustatten und einen Blick in die Greina zu werfen. Die Schneeverhältnisse waren top. Der Schnee war fester als gestern und gab guten Halt, so dass sich auch die Unsicheren unter uns in dieser ungewohnten Art sich fortzubewegen immer sicherer fühlten.
Da wir noch genügend Energie hatten, stiegen wir den Hügel hinunter, überquerten eine kleine Schlucht (siehe Bild oben, unterer Bildrand) und erreichten im Gegenanstieg Pt.2348. Tief unter uns schauten wir auf das enge Tal des Rein da Vigliuts.
Wir stapften weiter nach Osten durch die Crest da Crusch,
bis wir wieder auf unsere Spuren in der Flanke unterhalb Pt.2588 stiessen.
Noch ein letzter Blick in die atemberaubende Landschaft der Alp Lavaz, bevor wir wieder auf unserem "Weg" zurück zur Hütte liefen.
Und wieder erwartete uns ein wundervoller Hüttenkaffee und wir genossen die Sonnenstrahlen und den schönen Blick durch das Panoramafenster des Neubaus hinunter ins Tal.
Um den farbenprächtige Sonnenuntergang zu fotografieren mussten wir allerdings die warme Hütte nochmals für einen kurzen Ausflug verlassen.
Ein verspätetes Silvesterfeuerwerk bildete dann den krönenden Abschluss eines weiteren wundervollen Tages.
4.Tag:
Langsam bekamen wir das Gefühl, dass die Wetterhexen sich im alten Jahr genug ausgetobt hatten und sich in den ersten Tagen im Neuen Jahr friedlich und gut gelaunt zeigten. Jedenfalls stand einer Wanderung zur Furcola Sura da Lavaz nichts im Wege.
In zügigem Tempo und mit viel Spass stiegen wir von der Hütte hinunter zu einer kleinen Ebene. Obwohl alles steil bergab ging, und wir das Gefühl hatten, wir müssten uns überhaupt nicht anstrengen, kamen wir zünftig ausser Atem.
Wir durchliefen die kleine Ebene
und nach einem weiteren Abstieg erreichten wir den Talboden des Rein da Vigliuts
Zu Beginn des Gegenanstiegs zur Furcola Sura da Lavaz war das Gelände noch recht steil. Wir kamen trotzdem gut voran, konnten wir doch wieder auf den Spuren der Tourenfahrer, die mit uns die Hütte teilten marschieren.
Beim Aufstieg kreuzten wir zum ersten Mal Tierspuren. Zuerst irgendwelche „Pfotenspuren“, die wir nicht richtig zuordnen konnten, dann die Spuren eines grösseren Paarhufers und dann die uns bekannten Hasenspuren. Der Weg wurde zusehends flacher und wir konnten schon die Furcola vor uns sehen.
Wieder einmal war uns die Zeit davongelaufen. So erreichten wir unser Tagesziel, die Furcola Sura da Lavaz nicht, sondern sahen uns gezwungen vorher umzukehren, denn wir wollten sicher gehen, auch dieses Mal bei Tageslicht die Hütte zu erreichen. Der krönende Moment beim Wendepunkt dieser Wanderung war der Blick auf einen kleinen, aber märchenhaften blauen Eisfall des Glatscher da Lavaz.
Auf dem Rückweg stiegen wir zu einem namelosen zugeschneiten See, Pt.2348, hinunter (Mulde in der Bildmitte).
Wir marschierten vorbei am Piz Valdraus
hinunter ins Tal des Rein da Vigliuts.
Den Schlussaufstieg von 400 Höhenmetern
zurück zur Hütte legten wir schneller als erwartet zurück.
Dieses Mal war es vor der Hütte noch so sonnig und warm, dass wir unseren Hüttenkaffee auf dem Sitzplatz vor der Hütte geniessen konnten.
5.Tag:
Und schon war der letzte Tag angebrochen. Der Wind hatte gedreht, was den Wetterhexen offenbar nicht so passte, denn übellaunig begannen sie Wolken vor die Morgensonne zu schieben, was alles in ein milchiges Grau versetzte. Nach diesen Prachtstagen, die uns die Anstrengungen des Aufstiegs fast hatten vergessen lassen, fühlten wir uns erstmals wieder mit der ungemütlichen Seite des Winters konfrontiert.
So bliesen wir bald zum Aufbruch und machten uns zügig an den Abstieg. Ohne grosse Pausen stiegen wir von der Hütte zur Alp Sura hinab.
Wir überquerten die Hochebene
und machten uns nach einer kleinen Pause an den Abstieg nach Curaglia.
Irgendetwas hatte die Hexen aufgemuntert, denn je weiter der Tag voranschritt, desto mehr wurden die Wolken beiseite geschoben und die Sonne strahlte in altbekannter Frische.
Zwar windete es immer noch recht stark, was unsere Pausen etwas ungemütlich werden liess, doch tiefer unten waren die Temperaturen eindeutig angenehmer.
Das letzte Stück ins Dorf hinunter legten wir wieder auf der Schlittelpiste zurück,
und erreichten Curaglia 2 Stunden vor Abfahrt des Postautos. Das erlaubte uns, in einem Hotel in Curaglia ein exzellent gekochtes z'Mittag zu essen. Nicht, dass es uns an ausgezeichnet gekochtem Essen in der Hütte gefehlt hätte, Nein, Arnaldo ist wirklich ein Küchenzauberer. Doch sich ohne schlechtes Gewissen das Gesicht zu waschen und die Klospühlung bedienen zu können... all das sind Alltäglichkeiten, die wir wieder neu schätzen gelernt haben. ;-)! Obwohl Sonntagabend war, und wir nicht die Einzigen waren, die uns auf dem Rückweg befanden, hatten wir grosses Glück und fanden mit unserem Riesengepäck überall einen Sitzplatz und kamen so wohlbehalten und erfüllt von den wunderschönen Eindrücken nach Hause. So sollte ein Neues Jahr beginnen: In guter Begleitung, in schöner Umgebung, bei tollem Wetter, in erstklassige Schnee und in einer Hütte mit solch guter Bewirtung! Sie waren super, die ersten Tage des Neuen Jahres!
Grüssli und allen ein schönes Neues Jahr wünschen euch
Christine & Thomas