02.09.05 - 05.09.05 Die Greina (hammerhai) |
Tagebuch einer "magischen" Reise durch eine traumhafte Landschaft
Der Name Greina steht für unberührte Gebirgslandschaft, für ungezähmte Wasserläufe, für traumhafte Wanderungen und nicht zuletzt als Symbol für den Widerstand gegen Wasserkraftprojekte welche einmalige Landschaften wie diese für immer zerstören. Es gibt 4 Zugänge auf diese , auf über 2200m gelegen, Hochebene. 2 aus dem Tessin, beide von Campo Blenio herauf und 2 aus dem Graubünden, durch das Val Sumvitg oder über den Pass Disrut.
Der 1.Tag
Aus 3 verschiedenen Himmelsrichtungen reisten wir in Chur an. Nach einem ersten gemeinsamen Kaffee, wir erzählten von unseren Vorbereitungen, Rucksack und Gewicht wurden verglichen, wer hat was dabei, wovon zuviel, was vergessen usw., bestiegen wir den Zug nach Ilanz.In Ilanz wechselten wir in das Postauto dass uns durch das eindrucksvolle Val Lumnezia nach Vrin (1448m) fuhr. Im Bus erfuhren wir dann auch, dass es einen Rufbus in Vrin gibt, mit dem wir die durch die Bahnverspätung verlorenen 1 1/2 Std. , mit einer Fahrt nach Puzzatsch wieder aufholen konnten.
In Puzzatsch angekommen, kleideten wir uns wandertauglich und marschierten, stetig steigend, in Richtung Pass Disrut (2438m) auf. Die Verschnaufspausen erlaubten uns Blicke zurück in den wunderbaren und endlos scheinenden Taleinschnitt und bald auch auf den letzten Aufstieg zum Pass.
Als wir auf den Pass Disrut ankommen, fallen einige dicke Regentropfen. Darum beschlossen wir, die geplante Besteigung des Piz Stgir fallen zu lassen. Nach einer kurzen Rast machten wir uns dann auf den Abstieg.
Endlich haben wir einen freien Blick auf auf die in verschiedenen Farbnuancen leuchtende, von im Licht glänzenden und freifliessenden Bachläufen durchflossen und grünbraunen, mit blökenden und weidenden Schafen besetzte Grasflächen derHochebene, der Greina.
Bald treffen wir einen jungen Schafhirten, der uns wortreich von seinem abenteuerlichen aber schwierigen Leben hier oben erzählt. Nach der der Überquerung des Rein da Sumvitg und einem letzten steilen Übergang, wo wir noch von ein paar Wassertropfen beglückt werden, erreichen wir die Terrihütte (2170m).
Marcel, unser Tourenneuling, packte sein Badetuch aus, in stiller Vorfreude auf die Dusche, von der wir unterwegs gewitzelt hatten. Unser bedauerndes Kopfschütteln, dass das jeweils wirklich ein Witz gewesen sei, nahm er gelassen und packte seine Wellnessutensilien wieder ein. Ohne grosses Bedauern ging er somit direkt mit mir zum Apéro-Bier über. Draussen hatte bereits Hagel und heftiger Regen eingesetzt. Gross war dann die Überraschung beim Essen, dass Roland, der kurzfristig für diesse Wandertage hat absagen müssen, uns einen Weingruss hat zukommen lassen.
Der 2. Tag
Am nächste Morgen, nach einem feinen Frühstück, genossen wir ausgiebig die herliche Aussicht ins Val Sumvitg und ins Tödimassiv.
Wir verliessen als letzte diesen schönen und erhabenen Ort und wanderten zwischen Mout la Greina und dem Piz Greina zum Punkt 2265, wo sich Eveline mit einem Buch gemütlich niederliess. Marcel und ich deponierten unsere Rucksäcke und stiegen zum Piz Greina auf. Nach einer Stunde durch den steinigen und weglosen Grashang, etwa auf halber Höhe zum Gipfel, einen genialen Aussichtspunkt. Wir hatten freie Sicht auf das Tödimassiv, die Terrihütte, den Pass Disrut, Das Val Canal, den Piz Terri und natürlich auf den grössten Teil der Greinaebene.
Wieder unten bei Eveline machten wir eine kurze Pause bevor wir dann weiter zum Passo di Greina und zur Scalettahütte, dem heutigen Etapenziel, weitermaschierten. Und wieder überraschte uns die Lanschaft dieses Teils der Greina, mit einer besonderen Geologie. Auf der einen Seite des Tals erhoben sich der Piz Vial und die Gaglianergruppe aus Gneis aus dem Gotthardmassiv und auf der anderen Seite, der Pizzo Coroi aus dunkel glänzendem Kalkschiefer und in der Mitte erhoben sich Felsformationen aus weissem Dolomit, einem Gestein aus den Ablagerungen von Meeresorganismen mit Kalkschalen.
Die Eindrücke waren überwältigend. Bald fanden wir keine Worte mehr um unser Staunen zu beschreiben. Schön ist schön! Vorbei an seltsamen Steinkreisen , über den Pass und dann entlang der Piano della Greina erreichten wir alsbald die Hütte.
Beim Apéro auf der Aussichtsterasse hatten wir freie Sicht auf dem Piz Medel, das Bleniotal und eine Herde Steinböcke welche in einem Grashang die letzten Sonnenstrahlen genossen.
Als die Sonne schon verschwunden war, fand sich ein besonderer Gast bei der Hütte ein. Ein mächtiger aber alter Steinbock, ein Einzelgänger, näherte sich den Gästen bis auf ein paar Meter und posierte zum Fotoshooting.
Der 3. Tag
Nach einem eindrucksvollen Sonnenaufgang und einem mässigfeinen Frühstück machten wir uns wieder auf den Weg.
Wieder auf den Passo della Greina hinauf, wanderten wir diesesmal auf der anderen Talseite in die Plaun da Greina zurück.
Die weissen Büschel des Wollgrases, sie wachsen in den feuchten Mooren, faszinierten uns und bekamen für eine Weile unsere ungeteilte Aufmerksamkeit.
Den "Grand Cayon" der Greina, ein weiteres Highlight, liessen wir auch bald hinter uns.
Nach dem überqueren eines wilden Baches und einer kurzen Mittagspause erreichten wir bald den Eingang zum Val Canal.
Hier begegnen wir wieder mal den neugierigen Schafen.
Auf einem nur mit Steinmännchen markierten Weg in das Tal hinein und den Berghang hinauf. Hier war nicht nur die Aussicht faszinierend, auch der Boden auf dem wir wanderten war ein Wunderwerk aus Moos, farbigen Blüten und Steinen mit kristalinen Adern durchzogen.
Weit oben am Hang liessen wir unser Gepäck zurück, durchquerten ein Schotterfeld und erreichten schliesslich den Gletschersee des Piz Terri.
Hier konnte Eveline ihre müden Füsse baden.
Zurück bei den Rucksäcken, beschlossen wir noch einen weiteren Aufstieg zu wagen, was sich später als das Highlight unserer Tour entpuppen sollte. Unterhalb des Piz Ner fanden wir eine Terasse mit mit einer unglaublichen Rundsicht auf die drei Täler und die vielen Gipfel der Greina. Wir waren einfach sprachlos !!
Mit dem Gefühl etwas Wundervolles erlebt zu haben stiegen wir wieder auf die Ebene hinab. Schliesslich erreichten wir die Crap la Crusch und durchquerten die Alp di Motterascio auf dem Weg zur gleichnahmigen Hütte.
Unterwegs begegneten wir auch noch einem Murmeltier, wir sahen und hörten unzählige von ihnen, aber dieser schien keine Scheu vor den Menschen zu kennen und liess uns bis auf 3m rankommen.
Bald danach erreichten wir die Hütte. Unsere Begeisterung über die Sauberkeit hielt sich etwas in Grenzen. Aber das Abendessen war wiederum sehr fein. Wir einigten uns darauf, dass wir den Aufstieg auf den Pizzo Güida auf ein anderes Mal verschieben und morgen gemütlich ins Tal hinab steigen. Somit stand dem Genuss des lokalen Grappa nichts mehr im Wege. Lichterlöschen kam viiiel zu früh.
Der 4. Tag
Das Frühstück war ein Desaster!! wir erhielten Brot, dass ich nur eingeweicht an Schwäne füttern würde! Zudem machten wir so ziemlich alles falsch und wurden dann von der strengen Hüttenwartin gefragt , ob wir noch nie in einer SAC-Hütte übernachtet haben...!! Wir packten unsere Rucksäcke und machten uns auf den Abstieg ins Tessin.
Die Vegetation änderte sich schnell und wir erreichten bald die Baumgrenze. Und endlich sahen wir den Lago Luzzone, mit seinem Gletscherblauen Wasser, vor uns liegen.
Gegen elf Uhr erreichten wir , ausgehungert und voller Vorfreude , das Restaurant bei der Staumauer. APERTO!! Hurra! Nach einem ausgiebigen Mittagessen mit Aussicht auf die Staumauer, zogen wir weiter nach Olivone.
Wir fanden noch Zeit für ein "Abschlussbier" bevor uns der Bus nach Biasca brachte und wir uns wieder in 3 Himmelsrichtungen nach Hause machten, mit dem festen Wunsch im Kopf: "Greina, wir kommen wieder!"
Annmerkung: Für die Greina sollte man unbedingt mindestens 3 oder mehr Tage zur Verfügung haben. Für den Einstieg in die Hochebene und die Besteigung der Gipfel braucht ihr eine gute Kondition. Da die Gipfel weglos sind ist es nötig das ihr über Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und ein gutes Orientierungsvermögen verfügt. Schlafplatz und Essen in den Hütten solltet ihr reservieren, in der Terrihütte könnt ihr bei Voranmeldung auch ein Lunchpaket kaufen. Ich werde im 2006 nochmals eine Tour in die Greina organisieren, und werde den Zeitpunkt früh genug in diesem Forum publizieren. Wer also Interesse hat, früh genug anmelden, denn die Platzzahl wird beschränkt sein.
Hütten:
Terrihütte: http://www.terrihuette.ch/ Scalettahütte: http://www.capanneti.ch/scaletta/scaletta.html Motterasciohütte: http://www.capanneti.ch/motterascio/motterascio.html
Buchtip: Greina, unsere Tundra. Autor: Angelo Valsecchi, Herausgeber: Schweizerischer Alpenklub, Sektion Tessin Das Buch beschreibt ausführlich Flora und Fauna sowie die Geologie der Greina (kein Wanderbuch)
Wanderkarte: Greina 1233, 1:25'000, Swisstopo
Grüssli
Thomas alias Hammerhai