03.08.07 - 05.08.07 Kistenpass (hammerhai) |
Glarner Überschreitung mit einem 3000er Wandergipfel
Hallo zusammen,
Das Alpentaxi holte uns pünktlich in Linthal ab und brachte uns zur Talstation "Tierfehd". Wir kamen gerade rechtzeitig um mit der Gondel nach "Chalchtrittli", dem Eingang des Stollens, hochzufahren. Das Wetter war trüb und die Gondelfahrt führte uns direkt in die Wolken hinein. Am Stolleneingang stand ein VW Transporter bereit und brachte uns ans andere Ende (im Fahrpreis der Gondel enthalten), denn inzwischen ist es nicht mehr erlaubt den Stollen zu durchwandern. Auf der anderen Seite war das Wetter nicht besser. Auch hier hingen die Wolken tief... Wir konnten nicht einmal die Berge rund um den "Limmerenstausee" sehen! Nachdem wir uns "wasserfest" gekleidet hatten, machten wir uns an den Aufstieg. Der Weg führte zuerst ein kurzes Stück dem Fahrweg entlang, bevor er sich bei Pt. 1941 steil den Berg hochschlängelte.
Nach etwa einer Stunde Marsch führte der stets gut erkennbare Weg durch eine kleine Wand, die mit Ketten gesichert ist. Oberhalb der Wand standen wir am Rand des Kessels "Mörtel", an dessen Eingang wir uns eine Rast gönnten. Leider war es dort ziemlich unangenehm feucht, so dass wir es nicht lang aushielten, sondern alsbald den Kessel durchquerten und dann durch das zweite, grössere, wiederum gut gesicherte Felsband stiegen. Die Ausmasse und Steilheit der Wand wurde uns allerdings erst klar, als wir am nächsten Tag - bei schönem Wetter - von der Kistenpasshütte aus unseren Weg entdeckten (vgl. Foto weiter unten, auf dem der Weg rot eingezeichnet ist). Bei Pt. 2453 hatten wir den Anstieg hinter uns und erreichten das Hochplateau, auf welchem auch die Muttseehütte steht, die wegen der schlechten Sichtverhältnisse plötzlich wie aus dem Nichts vor uns auftauchte. In der Hütte drin, stärkten wir uns mit einer Suppe und warteten auf besseres Wetter. Am späten Nachmittag hatte sich der Regen verzogen und wir konnten noch einen Ausflug rund um die Hütte und hinab zum Ufer des Muttsees machen.
Unterwegs trafen wir zwischen all den Steinen, immer wieder Pflanzen, die es auch zu feucht fanden und sich entsprechend einrollten.
Je später es wurde, desto vielversprechender entwickelte sich das Wetter, so dass wir am Abend den Ruchi, unseren 3000er-Gipfel von morgen, schon einmal ins Aug fassen konnten. Der Schnee oben auf dem Gipfel war Neuschnee der letzten beiden Tage. Der Hüttenwart versicherte uns, dass der Aufstieg trotzdem gut möglich ist.
Voller Freude auf morgen sanken wir in die Federn.
2.Tag:
Am nächsten Morgen erwartete uns bereits strahlend blauer Himmel! Wir wanderten in Richtung Muttsee los und umrundeten ihn unterhalb des "Nüschenstocks". Die umliegenden Berge warfen noch lange Schatten und es war bissig kalt. Beim "Ober See" machten wir eine erste Rast. Im linken Bild sehen wir den "Ober See" und im Hintergrund das "Scheidstöckli", im rechten Bild das markante "Hintersulzhorn" mit der "Hintersulzlücke" rechts davon.
Als nächstes durchquerten wir das Geröllfeld unterhalb der "Hintersulzlücke". Wir kamen nur langsam vorwärts, da die Steine, die noch im Schatten lagen, von der Kälte der klaren Nacht mit einem dünnen Eisfilm überzogen waren. Bei Pt. 2678 hatten wir einen wunderschönen Ausblick auf das Plateau "Mutten", mit den beiden grösseren und den vielen kleinen Seen. Im Hintergrund erkannten wir den "Clariden" und den "Tödi".
Nach einem kurzen, flacheren Stück erreichten wir ein Schneefeld, durch das wir in Richtung Vorgipfel (Pt. 2923) hochstiegen. Am Ende des Schneefelds standen wir vor der schwierigen Aufgabe, den richtigen Zugang zum Aufstieg auf den Vorgipfel zu finden. Da querte ein offenbar ortskundiger Alleingänger unseren Weg und wir folgten seinen Spuren. Vom Vorgipfel aus erstreckte sich ein langezogener, schneebedeckter, aber nicht allzusteiler Grat, dem wir bis auf den Gipfel des "Ruchi" (3107m) folgten.
Die Aussicht wog die Mühen mehr als nur auf!! Von hier oben sahen wir in Richtung Osten den "Hausstock", darunter den "Glatscher da Gavirolas" und dahinter die Flimser Berge,
in Richtung Norden das Linthal und den "Glärnisch" mit "Vreneli's Gärtli",
in Richtung Osten zu Füssen des "Ruchi" die Ebene "Mutten" mit den Seen, sowie links unten den türkisblauen "Limmerenstausee" (Startpunkt am 1. Tag). Die höchsten der scheebedeckten Gipfel sind "Clariden", "Tödi" und "Bifertenstock" (von rechts nach links).
Wie so oft windete es auch auf dem Ruchi stark, so dass wir uns bald wieder an den Abstieg machten. Auf der 3000er Höhenlinie warfen wir einen letzten Blick auf den "Chli Ruchi" und den "Hausstock".
Der Abstieg gestaltete sich abermals etwas rutschig, weil der Schnee unter der wärmenden Sonne zu schmelzen begonnen hatte und der Untergrund aufgeweicht wurde. Das Schneefeld hingegen bot eine tolle Rutschpartie! Unten am Muttsee angekommen, liessen wir unsere Knie etwas ausruhen, assen z'Mittag und genossen die warme Sonne und die schöne Aussicht. Wir umrundeten den See auf der weglosen Ostseite und stiessen bei Pt. 2388 wieder auf den Hüttenweg. Von hier durchquerten wir das Geröllfeld (links im Bild) und stiegen anschliessend die Flanke der "Muttenbergen" in Richtung Kistenpass hoch.
Unterwegs kamen wir an der Kistenpasshütte vorbei, wo wir ein letztes Mal die ganze Ebene "Mutten" sowie unseren Aufstieg zur Kistenpasshütte überblicken konnten.
Zu unserer Überraschung erkannten wir im gegenüberliegenden Hang den grössten Teil unseres gestrigen Aufstiegs zur Muttseehütte (Weg rot gekennzeichnet).
Währenddem wir weiter in Richtung Kistenpass wanderten, begleitete uns auf der anderen Talseite der "Bifertenstrock" und "Tödi", sowie die etwas niedrigeren Gipfel des "Selbstsanft"-Massivs und ihre steil abfallende Flanken zum tief unter uns liegenden "Limmernstausee".
Endlich auf dem Kistenpass angekommen, gönnten wir uns eine letzte, wohlverdiente Pause. Von hier führte der Wanderweg nur noch abwärts zur Bifertenhütte. Im Bild rechts sehen wir das "Kistenstöckli", ein markanter, alleinstehender Gipfel, den wir schon während des ganzen Tages immer wieder zu sehen bekommen hatten, mit den "Brigelser Hörner" im Hintergrund. Hinter den Wegweisern im Bild links sehen wir den "Griess- und Limmerenfirn", sowie "Bifertenstock" und "Tödi".
Vom Kistenpass aus gibt es zwei Möglichkeiten die Bifertenhütte zu erreichen. Wir entschlossen uns für die kürzere Route, die die Ebene "Cavorgia da Breil" westlich umgeht. Beim Blick zurück auf den Kistenpass (im Bild ganz links oben) erblicken wir den "Muttenstock" (Gipfel links) und den "Piz d' Artgas" (Gipfel rechts), die die Ebene begrenzen.
In der Bifertenhütte wurden wir herzlich empfangen und entspannten nach diesem recht anstrengenden Tag auf der Aussichtsterrasse erst mal die Beine. Die Bifertenhütte ist eine kleine, nicht modernisierte, dafür umso heimeligere Berghütte.
3.Tag:
Am nächsten Morgen erwartete uns wieder ein Prachtstag! Von der Bifertenhütte aus hatten wir einen schönen Blick in das Vorderrheintal.
Unser heutiges erstes Etappenziel war das gleich hinter der Hütte gelegene, gut zu besteigende "Bifertenstöckli".
Währenddem wir zum Sattel des "Bifertenstöcklis" aufstiegen, konnten wir in das noch unberührte "Val Frisal" hinuntersehen.
Vom Sattel aus stiegen wir auf Wegspuren zum Gipfel hoch. Ausgesetzte Stellen waren alle gut mit Ketten gesichert. Oben auf dem "Bifertenstöckli" angekommen, staunten wir nicht schlecht: Vor uns breitete sich eine ebene Fläche aus, etwa halb so gross wie ein Fussballfeld, vollgestellt mit "Steinmännli". In Richtung Osten überblickten wir die "Cavorgia da Breil" (Foto links) und die Umgebung der Hütte (Foto rechts),
in Richtung Westen den "Bifertenstock" mit umliegenden Gipfeln,
und in Richtung Norden den "Limmerenstausee".
Auf dem Weg zurück kehrten wir nochmals bei der Hütte ein. Wir fragten den Hüttenwart über uns unbekannte Blumen aus, die wir unterwegs gesehen hatten. Mittels Buch gelang es uns, sie zu identifizieren. Beim Abschied gab uns der Hüttenwart den Tipp, bei einem bestimmten Felsen etwas abseits unserer Abstiegsroute nach Edelweiss Ausschau zu halten. Gestärkt machten wir uns an den Abstieg. Beim Pt. 2451 konnten wir tief hinab ins Tal des Bachs "Flern" zum Endpunkt unserer heutigen Wanderung, "Breil/Brigels" blicken.
Weiter ging es, leicht abfallend, entlang der Flanke des "Piz d'Artgas", wo wir den Wanderweg auf der Suche nach dem Felsen und den Edelweiss verliessen. So kamen wir an den Abgrund oberhalb der "Alp Zanin", wo wir das "Val Frisal" aus einem neuen Winkel überblickten.
Hoch über uns thronte immer noch das makrante "Bifertenstöckli" und an dessen Fuss die kleine Bifertenhütte.
Wir folgten dem Rand des Abgrunds in Richtung Süden und stiessen bald auf den, vom Hüttenwart beschriebenen Felsen. Hier waren sie: Ein ganzes Heer von Edelweiss!! sowie viele weitere Bergblumen.
Wieder zurück auf dem Hüttenweg wanderten wir Richtung "Rubi Sura" und durchquerten ein kleines Feuchtgebiet voller Eisenhut ("Piz d'Artgas" im Hintergrund).
Bei der "Alp Rubi Sura" blickten wir ein letztes Mal hinauf ins "Val Frisal" und die umliegenden Berge.
Nun ging es nur noch steil zum Bach "Flern" hinunter. Beim Gipfelkreuz der "Plaunca dil Draus" (Pt. 1843) machten wir einen Zwischenhalt,
wo wir auf eine kleine Art Hauswurz stiessen.
Weiterhin steil absteigend erreichten wir "Rubi Sut" und den Bach "Flern". Beim Blick hinauf, sahen wir nur noch den oberen Teil des "Bifertenstöcklis", denn wir befanden uns jetzt 1100m tiefer.
Von hier aus ist der Weg eine Naturstrasse, die dem Bach bis nach "Breil/Brigels" folgt.
Leicht absteigend folgten wir diesem Weg durch eine abwechslungsreiche Landschaft bis zum Endpunkt unserer Wanderung.
In Breils bestiegen wir das Postauto, das uns hinunter ins Vorderrheintal brachte, wo wir in "Tavanasa" den Zug nach Chur nahmen. Wir genossen die wunderschöne Fahrt durch das Vorderrheintal und die Rheinschlucht und erreichten nach ca. einer Stunde Chur, wo der Zug nach Basel bereits auf uns wartete.
Schwierigkeit: ganze Wanderung T3, Ruchi T4/T5, Bifertenstöckli T4.
Karte: swiss topo 1:25'000 Nr.1193 Tödi
Viel Spass beim Nachwandern!!
Grüssli
Christine und Thomas
PS: Wer die Ebene mit den Muttseen noch so sehen möchte, wie wir sie gesehen haben, müsste diese Wanderung bald unternehmen. Denn in absehbarer Zeit wird eine Staumauer gebaut und die Ebene überflutet werden.